Am 15. März 1922 traf zur Festlegung der Grenze zwischen Österreich und Ungarn eine internationale Kommission, bestehend aus Japanern, Engländern, Franzosen und Italienern, in Lockenhaus ein. Die Entscheidungsfindung gestaltete sich überraschend. 1981, 60 Jahre nach dem für Lockenhaus entscheidenden Tag, besuchte der Kurier den 90-jährigen Stefan Hollenthoner, ehemals Steuermann der k. u. k. Kriegsmarine, Amerika-Auswanderer, Kohlenschaufler, Gerber und Abgeordneter zum burgenländischen Tag. Dieser berichtet in einem Interview:

Lockenhaus

Die Gemeinde erinnert sich an dieses Ereignis mittels einer Gedenktafel.
Dank an Sylvia Falter und Margit Crass für die Informationen und Fotos.

„Die Ungarn wollten die Grenz` in Pilgersdorf haben. Also Lockenhaus, Rattersdorf und Liebing hätt` ungarisch sein müssen. Sie (die Kommissionsmitglieder) waren schon in Ordnung und unparteiisch und mußten vorerst einen falschen Eindruck gewonnen haben. Der Forstmeister sprach vor Japanern, Italienern, Engländern und Franzosen ungarisch für die ungarische Sache. Auch der Bürgermeister, der Pfarrer, etliche Bauern und Arbeiter bekannten sich zu Ungarn, obwohl manche gar nicht des Magyarischen mächtig waren. Klar, viele arbeiteten beim Fürst Esterházy, die wollten´s sich nicht verscherzen. Bei so viel Engagement fiel den ausländischen Gästen die Entscheidung nicht schwer. Sie plauderten englisch und versicherten, Lockenhaus hat ungarisch zu bleiben.“ Vizebürgermeister Stefan Hollenthoner der englischen Sprache mächtig („Wie i die sieben Jahr in Amerika war, hab´i in der Abendschule Englisch gelernt.“) sprang auf und parlierte in Englisch: „Die Bevölkerung is deutsch, hab´i gsagt. Die Ausländer reagierten überrascht. Da konnte doch einer dieser Burgenländer tatsächlich ihren Gesprächen folgen. Resultat: Der Pfarrer nannte ihn einen Anarchisten, der Bürgermeister verlor die Fassung und schrie, ich protestiere, daß hier englisch gredt´ wird, andere wiedersprachen, falls Lockenhaus weiterhin Léka (ungarischer Name für Lockenhaus) heißen würde, hätte man für den Kontraredner bereits Baum und Strick reserviert.“ (Kurier vom 28. April 1981) 

Die Mehrheit der Bevölkerung schloss sich der Meinung Hollenthoners an, sodass sich auch die Kommission gegen eine Grenzänderung aussprach. Lockenhaus und seine Nachbargemeinden wurden ein Teil Österreichs.