Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Ausrufung der Republik wurde in Österreich das allgemeine und gleiche Frauenwahlrecht eingeführt. Somit hatten die Frauen in Österreich das aktive und passive Wahlrecht erhalten und wurden damit den Männern gleichgestellt. Nach den ersten Wahlen zogen auch die ersten Frauen in das Parlament ein. Die erste österreichische Bürgermeisterin gab es zwischen 1948 und 1958 in Gloggnitz. Im Burgenland war es erst 1985 soweit, als Ernestine Schötz das Bürgermeisteramt in Bruckneudorf übernahm. Der BF gab sie beim Amtsantritt ein Interview:
BF: Frau Bürgermeister, gibt es einen Unterschied zwischen „männlicher“ und „weiblicher Kommunalpolitik?
Schötz: Das würde ich nicht sagen. Eine Frau muß die Gemeinde ebenso verwalten wie ein Mann. Und ich bin halt ein Verwaltungsmensch, das war ja auch mein Beruf. Der einzige Unterschied wäre vielleicht, daß man sich mit einer Frau „leichter redet“, daß da vielleicht doch eine unterschiedliche Vertrauensbasis vorhanden ist. […]
BF: Wenn sich die neue Frau Bürgermeister etwas wünschen dürfte…
Schötz: … dann würde ich mir wünschen, daß die Stimmung und die Zusammenarbeit im Gemeinderat weiterhin so gut wie bisher bleibt, wie sie das bisher schon war.
Bereits zwei Jahre später wurde die „Frau Bürgermeister“ wieder von einem Mann abgelöst, nachdem sie von der Partei nicht als Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahl 1987 aufgestellt wurde.
Im Jänner 2016 gab es im Burgenland in 171 Gemeinden nur 7 Bürgermeisterinnen (4,1%).
(BF vom 6. November 1985. Nr.45, S.4)
Frauen gehören an den Herd und nicht in die Politik! […] Das ist nicht unbedingt das einzige Vorurteil und fest eingefahrene gesellschaftliche Attitude, das man als Frau seit Jahrzehnten zu bekämpfen vermag.
Der Beitrag „Die erste ‚Frau Bürgermeister‘ im Burgenland“, welcher am 20. Februar 2016 auf dem Burgenland History Blog publiziert wurde, handelt von einer „politischen Sensation“. In der burgenländischen Gemeinde Bruckneudorf übernahm 1985 Ernestine Schrötz als erste Frau im Burgenland das Bürgermeisteramt.
Niederösterreich konnte bereits von 1948-1958 mit Zenzi Hölzl die erste österreichische Bürgermeisterin verzeichnen.
Im Interview mit der „Burgenländischen Freiheit“ verneinte Schötz zwar das Vorhandensein von Unterschieden zwischen „männlicher“ und „weiblicher“ Kommunalpolitik, meinte aber trotzdem, „daß man sich mit einer Frau ‚leichter redet‘“. Sie wünschte sich, dass die Stimmung und die Zusammenarbeit im Gemeinderat weiterhin so gut wie bisher bleibt, wie sie das bisher schon war. Frau Ernestine Schötz blieb nur zwei Jahre lang im Amt.
Es begann alles um die Jahrhundertwende bis ins frühe 20. Jahrhundert. Der Erste Weltkrieg veränderte die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stellung der Frau. Am 12. November 1918 verankerte man dies auch verfassungsrechtlich, woraufhin alle Frauen ab 1919 wählen durften. Frauen besaßen nun sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht in Österreich. Im Parlament zeigte sich von 1919-1975 eine magere Frauenquote von nie höher als 6,7%. Erst ab den 1990er Jahren stieg der Anzahl der Politikerinnen im Parlament rasant an: 31,15% Frauen sind aktuell im Parlament vertreten (Stand Nov. 2017). Auf Kommunalebene sind die Zahlen vergleichsweise gering – 7,5% der Bürgermeister in Österreich sind weiblich. (Artikel aus „der STANDARD“ 7.3.2017).
Jahrzehnte lang kämpfte das unterdrückte und schwächere Geschlecht bereits um Aufmerksamkeit oder politisch korrekt formuliert und als offizielles Statement geeignet, um Gleichberechtigung. Meiner Meinung nach muss man hier ein wenig differenzieren: Gleichberechtigung war lange Zeit nicht gegeben und ist auch heute noch nicht vollkommen hergestellt. Die Gleichberechtigung bezieht sich aber auf die gleichen Rechte, nicht auf die gleichen Möglichkeiten. Frauen sind eben Frauen und Männer sind Männer.
Ich finde, dass Frauen genau die gleichen Rechte haben sollten wie Männer. Das umfasst die Grundrechte unserer privilegierten Gesellschaft in der wir leben und ja, wir leben in Österreich in einem privilegierten Land. Frauen und Männer müssen die gleichen Rechte haben. Es darf nicht sein, dass eine Frau wie vor 1900 kein Universitätsstudium inskribieren darf, ja sogar nicht einmal die Reife für die Universität erlangen kann. Genauso in Bezug auf das Wahlrecht, den Arbeitsmarkt, die Freiheit, etc. Es ist schlimm, dass alles, was mit Frauen zu tun hat, immer besprochen, analysiert und thematisiert werden muss heutzutage.
Ich denke, dass wir Frauen nun an einem gewissen Niveau angekommen sind, wo wir die Werkzeuge zur Verfügung haben, nämlich die Rechte, uns genauso frei bewegen zu können, wie Männer. Nur warum in Gottes Willen wollen Frauen unbedingt so sein wie Männer? Mangelt es uns denn so an Selbstbewusstsein, dass wir sogar einen Auftritt in der Bundeshymne brauchen? Ist es notwendig, unseren Schrift- und Sprachgebrauch genderkonform anpassen zu müssen, auch wenn es mühsam und unstimmig ist?
Aus meiner Sicht sollten wir uns an unseren Unterschieden erfreuen. Es gibt nun eben Frauen UND Männer und nicht nur eine Gattung Mensch. Alles mit Maß und Ziel, wir Frauen haben in den letzten Jahrzehnten unsere rechtlichen Defizite gegenüber den Männern schon sehr gut anpassen können, was definitiv notwendig war, aber alles was nun darüber hinausgeht, sollte man schon kritisch hinterfragen. Mich persönlich hat das alte Ampelmännchen nicht in meiner persönlichen Entwicklung gestört – aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich nicht stören lasse. Mein Appell: mehr tun, weniger reden und sich benachteiligt fühlen, dann durchbricht man nämlich die typischen Barrieren – nur halt ohne großen Aufsehens.