Der Aufbau des Lagers in Frauenkirchen/Boldogasszony erfolgte unter massivem Zeitdruck. Die mangelhaften hygienischen Vorkehrungen und die massive Konzentration von Personen auf engstem Raum führten im Winter 1914/15 dazu, dass sich der Flecktyphus rasch ausbreiten konnte.

Lagerfriedhof

Die Verstorbenen, bis zum 10. April 1915 waren es bereits 3.690 Flecktyphusopfer, wurden im Lagerfriedhof im Nordwesten des Areals begraben.
(Quelle: Sammlung Stadlmann, Frauenkirchen)

Bericht Sanitätschef Prof. Dr. Schattenfroh am 9. Februar 1915 an das k. u. k. Kriegsministerium in Wien:

„Boldogasszony. Seit der letzten vor 3 Wochen erfolgten Inspizierung des Lagers hat sich der Zustand erheblich verschlechtert. Der Krankenstand ist enorm gestiegen, ausser den ausgewiesenen Kranken der Spitalsbaracke liegt ein Vielfaches von Kranken in den Wohnbaracken ohne ärztliche Behandlung und ohne jegliche Pflege, sodass gegenwärtig mindestens 5000 Insassen des Lagers als schwerkrank, vermutlich flecktyphuskrank anzusehen sind. Die Mortalität hat 100 pro Tag überschritten. Das Wachbataillon, das im Ort in zahlreichen Ubikationen verstreut untergebracht ist, weist bereits einen Stand von 17 Flecktyphusfällen auf, unter diesen mit tödlichen Ausgang. […] Von den vor drei Wochen ins Lager dirigierten 7 Ärzten sind 2 an Flecktyphus erkrankt, 2 wegen anderer Erkrankungen in Abgang gegangen, 1 leidet unter Rheumatismus, so dass gegenwärtig nur 3 österreich-ungarische Ärzte Dienst machen. […] Es darf allerdings nicht verhehlt werden, dass voraussichtlich ein erheblicher Erfolg gegenwärtig nicht mehr zu erwartet werden kann. Das Beste wäre die Auflassung des verseuchten Lagers und die Unterbringung des gesunden Restes der Gefangenen unter geeigneten Vorsichtsmaßregeln in einem unter günstigen äusseren Bedingungen hergestellten neuen Lager. Augenblicklich steht der Schutz des Wachbataillons unter der Bevölkerung der Ortschaft jedenfalls im Vordergrund. […]“

(Quelle: Vojensky Historicky Archiv. Bratislava. 5KK/1915, PREZ 140,90-12/10/4)