Kanalisation, Fließwasser aus der Ringwasserleitung und Wassertoilette gehörten im Burgenland lange Zeit nicht bzw. nicht überall zur Standardeinrichtung einer Wohneinheit. Insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren war die Errichtung von Ringwasserleitungen ein allgegenwärtiges und viel diskutiertes Thema. So meinte der Vizebürgermeister von Illmitz 1975: „Die Gemeindevertretung hat trotz verschiedener Kritik der Bevölkerung die Aufnahme in den Wasserleitungsverband beschlossen“ und der Bürgermeister von Frauenkirchen äußerte sich, dass „Frauenkirchen in den letzten Jahren unter einer knappen Wasserversorgung leidet und vor allem der Fremdenverkehr in seiner Entwicklung dadurch gebremst worden wäre“.
In den vielen burgenländischen Dörfern musste auf die Herstellung von Kanalisationen und Kläranlagen lange gewartet werden. In Kleinwarasdorf war man 1975 bereits an das Wasserleitungsnetz angeschlossen, doch die Ortskanalisation fehlte noch, wie ein Leserbrief zeigt:
„Leider komme ich erst heute dazu, zu dem Artikel „Wasserleitungsverband Mittleres Burgenland: Der Wasserverbrauch ist sehr gering“ in der BF vom 18. Dezember 1974 Stellung zu nehmen, in dem mitgeteilt wird, daß sich Herr Hofrat Dipl.-Ing. Maracek Sorgen macht, weil der Pro-Kopf-Wasserverbrauch hier nur bei 60 Liter liegt und ein höherer Verbrauch sehr zu wünschen wäre. Ich fürchte nur sehr, daß das nicht so schnell möglich sein wird, weil zum Beispiel in Kleinwarasdorf überhaupt keine Ortskanalisation besteht, so daß unter Nachbarn die ärgsten Streitereien wegen der Abwässer bei Neubauten entstehen.
Mir ist ein Fall bekannt, in dem in einem Neubau weder Bad noch WC angeschlossen werden können, weil man zirka 50 Meter Straßenfront aufgraben müsste, um die Abwässer in ein Rinnsal ableiten zu können. Man kann sich vorstellen, daß bei einer Körperpflege im „Lavur“ und Benützung von Trockenklosetts der Wasserverbrauch unterdurchschnittlich ist. Ich weiß nicht, ob in allen anderen Gemeinden Ortskanalisationen bestehen.
Es ist mir nicht klar, was sich besonders die löblichen Gemeindevertreter der seinerzeitigen Gemeinde Kleinwarasdorf gedacht haben, als man die Gemeinden an das Wasserleitungsnetz anschloß, ohne daß eine Kanalisation geschaffen wurde.
H.P. Kleinwarasdorf“ (BF. 26. Februar 1975, S. 13)
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