Im Jahr 2000 wurde in St. Georgen bei Eisenstadt auf dem Hetscherlberg im Leithagebirge, wo nachweislich seit 1580 kein Weingarten mehr gepflegt worden war, ein uralter Rebstock gefunden. Der örtliche Verein „Dorfblick“ nahm sich dieser Sache an, kontaktierte Lehrer der Landwirtschaftlichen Fachschule in Eisenstadt, die wiederum das Rebmaterial des Weinstockes zur Untersuchung der Bundesversuchs- und Bundeslehranstalt für Weinbau in Klosterneuburg übergaben. Dr. Regner von der Weinbauschule in Klosterneuburg informierte im Winter 2004 über die ersten Ergebnisse:
„S.g. Herr Kummer,
Das erste Rebmaterial wurde von Hrn. Schüller (Schule Eisenstadt) zu uns gebracht. Wir haben nicht besonders viel DNA herausbekommen, weil die Blätter schon alt waren. Aber es hat ausgereicht, um zu erkennen, dass wir diese Sorte nicht zuordnen können. Da wir diese Sorte vorher und auch später nie wieder gefunden haben, handelt es sich bis heute um eine Unikatsrebe. Was auffallend war, dass jeder Genort mit Grüner Veltliner ein Allel (mögliche Ausprägung eines Gens, das sich an einem bestimmten Ort auf einem Chromosom befindet. Anm. d. Verf.) teilte. Da wir aber wenig DNA hatten, mussten wir bei den Kollegen in Eisenstadt vorstellig werden, um mehr Material zu bekommen. Hr. Schneider hat uns geholfen, nochmals Material zu bekommen. Eigentlich wollte ich mir damals auch den Rebstock anschauen, aber weder Herr Schneider wusste, wo der Rebstock steht, noch konnten wir Herrn Leberl zu Hause antreffen. Seit dieser Zeit hatten wir auch Stecklinge im Glashaus zur Sicherung des Genotypes.“ (St. Georgen … von der Wurzel ins Jetzt! 2013. S. 314)
Weitere Untersuchungen bestätigten, dass dieser Rebstock alle Witterungsextreme und auch die Reblauskatastrophe der letzten Jahrhunderte überstanden habe und dass er tatsächlich genetisch zur Sorte Grüner Veltliner gehörte. Somit zählt die „St. Georgener Rebe“ zur ältesten bekannten Hauptrebsorte Österreichs und zur „Mutterrebe des Grünen Veltliners“. Der „Verein zur Kultivierung der St. Georgener Rebe“ nahm sich der Pflege und Erhaltung der „Urrebe“ an, die zum Naturdenkmal ernannt wurde. Trotz einer schweren Beschädigung durch einen Vandalenakt 2011 konnte, ausgehend von der alten Rebe, ein Versuchsweingarten angelegt werden. 2015 erfolgte die Jungfernlese und die Kelterung des ersten „Veltliner-Ur-Reben-Weines“ in St. Georgen.
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