Der Schleichhandel, im Volksmund „Hamstererwesen“ genannt, wurde nach Kriegsende zu einem beinahe notwendigen Übel. Die Behörden gingen zwar offiziell gegen die „Hamstererfahrten“ vor, indem sie Bahnhöfe oder Straßen kontrollierten und Waren beschlagnahmten. Inoffiziell duldete man jedoch den sogenannten „Rucksackverkehr“, da dieser in der Krisenzeit die Versorgung der Bevölkerung sicherstellte. Da sich die Versorgungslage in den Städten im Jahr 1946 nicht besserte, sahen sich Bauern „einem regelrechten Ansturm“ der Stadtbevölkerung gegenüber. Im Juni 1946 überlegte sich die österreichische Regierung, den „Rucksackverkehr“ vollkommen freizugeben. Die „Gerüchte“ wurden durch Zeitungsberichte der Öffentlichkeit bekannt und öffneten den Schleichhändlern Tür und Tor, noch bevor dies von der Regierung bestätigt worden war. Die Bevölkerung im Mattersburger und Eisenstädter Bezirk war den „Hamsterern“ vollkommen ausgeliefert.
Das Bezirksgendarmeriekommando Mattersburg gibt am 12. Juni 1946 bekannt:
„Durch die Verlautbarung in den Zeitungen ist der Zustrom der Hamsterer aus Wien und Wr. Neustadt enorm. 1000 Personen halten sich in den meisten Gemeinden auf, nächtigen in den Gärten und führen Diebstähle aus. Die Züge sind überfüllt. In den Gemeinden Wiesen, Mattersburg und Marz wurden je etwa 3000 Personen gezählt. Die Ablieferungspflicht kann unter diesen Umständen nicht entsprochen werden. Es werden aber nicht nur Kirschen gestohlen, die Städter entwenden auch Gemüse und Kartoffel. Diese Massendiebstähle können mit den vorhandenen Kräften unmöglich verhindert werden. Feldhüter wurden auch misshandelt. Die Zustände sind unhaltbar. […] Die Städter reissen die Früchte von den Bäumen und können daran nicht gehindert werden. […] Oft sieht man 15 bis 20 Personen auf einen Kirschenbaum. […]“
Bezirksgendarmeriekommando Eisenstadt: „Die Wiener, die in Massen erscheinen, benehmen sich so, wie die eigenen Besitzer. Die eigenen Besitzer haben eigentlich gar nichts zu reden. Es ist verheerend, wenn dieser Zustand weiter anhält. Es wird Gemüse, Obst und Kartoffel gestohlen. Die LKW sind von Russen begleitet und entziehen sich die Wiener dadurch einer Kontrolle. Besitzer, die gegen die Übeltäter einschreiten wollten, wurden misshandelt.“
(BLA. Regierungsarchiv 1946. Agrar 1946. Abt. 5. 131- 530. Rucksackverkehr)

 

Nach diesen Vorfällen wurde die Freigebung des „Rucksackverkehrs“ von der Regierung wieder fallen gelassen.