Eine Grundposition für die Sozialdemokratie der Ersten Republik war die Trennung von Kirche und Staat. Insbesondere im Unterrichts- und Erziehungswesen kam es dadurch immer wieder zu Konflikten mit der Kirche. Diese Auseinandersetzungen waren auch in den burgenländischen Dörfern zu bemerken. 1922 wurde Johann Cukovitz Pfarrer in der sozialdemokratischen Hochburg Neufeld. Er berichtet über seine Seelsorgezeit:

Innitzer

Kardinal Innitzer bei einem Besuch in der Gemeinde Halbturn.

„[…] die Pfarre am 15. November übernahm, fand ich die Pfarrgemeinde in voller Verwirrung, die der frühere Pfarrer Johann Sabel durch seine herrische Veranlagung und sein wenig erbauliches Privatleben – wobei er sich nicht nur mit den Roten (Sozialdemokraten) sondern auch mit den Christlich-sozial gesinnten zerworfen hat – hinterlassen hat. […] Es war Notwendig, die Gläubigen für die Kirche zu sammeln und sie gegen den Terror der Roten zu schützen. Es ist dies gelungen. […] In meiner Seelsorgezeit ließ ich mich von der roten Führung und von den blöden Freidenkern keine Hindernisse machen. Ich ging meinen geraden Weg. Roter Bürgermeister war Franz Schön, – noch böser der Vizebürgermeister Ertl, – und Führer der Freidenker, gewisser Bögl.“ (Absenger Albert, 350 Jahre Neufeld. Neufeld/Leitha 2002)

Der „gewisse Bögl“ war in seiner späteren politischen Karriere Landesparteisekretär der SdAP Burgenland, Mitglied des burgenländischen Landtags, Nationalratsabgeordneter und von 1964 bis 1966 Landeshauptmann des Burgenlandes.