Stimmung der Bevölkerung. Auch die Erzählungen der Fronturlauber wirkten sich negativ aus. Während die Berichterstattung der Wehrmacht den Rückzug der Armeen als „Frontbegradigung“ darstellte, berichteten Soldaten auf Heimaturlaub von mangelnder Kleidung, schlechter Verpflegung und von Rückzügen an den Frontabschnitten. Spätestens im Jahr 1944 war der burgenländischen Bevölkerung der Ernst der Lage klar. Der Luftkrieg und die Bombardierungen der Alliierten nahmen zu und die Sirenen unterbrachen immer öfter das Alltagsleben der Bevölkerung. Die Front im Osten näherte sich, die Flüchtlingsströme aus dem Osten wuchsen ständig. Immer weniger Menschen glaubten noch an den „Endsieg“. In einem Bericht des Landrates des Kreises Eisenstadt vom 15. August 1944 über die politische Lage im Lande wird deutlich, wie die Lage von der Bevölkerung eingeschätzt wurde:
„Wenn im folgenden von der Stimmung und Haltung der Bevölkerung die Rede ist, so werden hiervon die überzeugten Nationalsozialisten ausgenommen, die 1 bis höchstens 2% der Bevölkerung ausmachen. Die Nachricht von dem Anschlag auf den Führer und seiner Errettung ist allgemein mit Erregung und Erleichterung aufgenommen worden und zwar vor allem deshalb, weil die Bevölkerung im Falle des Todes des Führers oder seiner Ausschaltung ein Chaos befürchtete. Lediglich eine kleine Gruppe aus Arbeiterkreisen blieb bei der Beurteilung des scheußlichen Verbrechens sehr zurückhaltend. Es muss jedoch gesagt werden, dass der Glaube der Bevölkerung an die Überlegenheit der obersten militärischen und außenpolitischen Führung geschwunden oder schwer beeinträchtigt worden ist. Der Großteil der Bevölkerung wagt an einen restlosen Sieg nicht mehr zu glauben. Einige hoffen noch auf die Wirkung neuer, unbekannter Waffen. Im allgemeinen halten nur negative Momente wie die Furcht vor dem Chaos und dem Bolschewismus das Gros der Bevölkerung noch bei der Stange. Trotzdem geht die Arbeit weiter, wenngleich sie infolge von Ermüdungserscheinungen und Zukunftssorgen an Schwung verloren hat.“
(Der Landrat des Kreises Eisenstadt, Lagebericht für den Monat Juli 1944 vom 15. August 1944, Zl.Präs.65- 1944, Bezug: E.v.17.10.1939, Ia-1360, an den Reichsstatthalter in Niederdonau, Archiv St. Pölten)
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