Ende Jänner oder Anfang Februar 1945 wurden zwischen 500 und 600 ungarische Juden, die als Schanzarbeiter an der „Reichsschutzstellung“ arbeiten sollten, auf den Meierhof bei Strem gebracht. Zur Bewachung der Zwangsarbeiter wurden örtliche HJ-Burschen verpflichtet. Bereits bei ihrer Ankunft waren die ungarischen Juden vielfach in schlechter körperlicher und seelischer Verfassung. Schwere körperliche Arbeit und die mangelhafte Verpflegung verschlechterten alsbald ihren Zustand. Mitte Februar 1945 mussten die HJ-Burschen im Urbarialwald von Strem eine Grube ausheben. 12 bis 15 Ungarn mussten vor der Grube Aufstellung nehmen und wurden danach von Bannführer Schilcher und HJ-Burschen erschossen.
Am 29. März 1945 begann die Evakuierung des Lagers beim Meierhof. Marschfähige trieb man in Richtung Westen nach Mauthausen. 32 kranke und marschunfähige Juden blieben am Meierhof, der tags darauf abbrannte. Die Zurückgebliebenen kamen in den Flammen um. Im Mai 1945 entdeckte eine Kommission der Roten Armee in der Nähe des Meierhofes Gräber und Überreste von 32 Toten. Ein Jahr später wurde der Bürgermeister von Strem zu den Vorfällen und den Gräberöffnungen vom Landesgendarmeriekommando Burgenland befragt:
„Niederschrift. Aufgenommen am 4. Juni 1946 mit dem Bürgermeister der Gemeinde Strem Bez. Güssing, Bgld., Gregorich Felix, Strem Nr. 18 wohnhaft.
Gegenstand der Vernehmung: Judenkorde im Meierhofe Strem.
Ich habe am 28.4.1945 das Bürgermeisteramt in Strem übernommen und kam dadurch in die Lage, über die Auffindung von verbrannten Leichenteilen im Meierhof Strem, Kenntnis erhalten zu haben. Am 18.5.1945 war eine Kommission der 320. Russ. Division an Ort und Stelle. Unter dem Schutt des abgebrannten Meierhofes wurden nachweislich und mit Sicherheit 32 Leichen, im wesentlichen die Knochenreste, festgestellt. An den Schädeldecken waren keine Spuren von Erschiessungen festzustellen. Bereits am 17.5.1945 wurden von den aufgefundenen Gräbern in der Nähe des Meierhofes 7 Leichen geborgen, darunter befand sich eine Frau. Da alle Leichen um den Mund und die Augen Glasscherben hatten, wurde zuerst angenommen, die Leichen seien durch besondere Quälereien umgekommen. Ein russ. Soldat, der als Jude in Ungarn geboren ist, gab die Erklärung ab, dass es den jüdischen Religionsbekenntnisse entspricht und Sitte ist, dass den Toten Glas vor die Augen und den Mund gegeben wird. Etwa um den 15. Juni 1945 kam eine Kommission unter Dr. Unger aus Güssing. Ausser den Angeführten war gegenwärtig Gendarmerie, sowie der Bürgermeister aus Heiligenbrunn und ich selbst. Auch die abermalige Untersuchung der Knochenreste ergab keine Beweise dafür, dass diese 32 Personen durch Schüsse oder andere Gewaltanwendungen ums Leben kamen. Über Anordnung der Bezirkshauptmannschaft Güssing, Reg.Rat Dr. Guggenbichler wurden diese 32 Knochenreste am Ortsfriedhofe Heiligenbrunn beigesetzt. Der Meierhof wurde, wie von Ortsleuten erzählt wurde am 30.3.1945 niedergebrannt. Angeblich ist er von SS Leuten angezündet worden, die die Bewachungsmannschaft des Stellungsbaues ablösten als die gesunden Juden abtransportiert wurden. Ob es sich bei den Toten, sowohl jenen, die in den Gräbern liegen, als auch den aufgefundenen im abgebrannten Objekt, u Typhuskranke gehandelt hat, ist unbekannt. Morde innerhalb der Gemeinde Strem sind nicht bekannt geworden. Als Unterabschnittsleiter war Paul Schmidt aus Moschendorf auch im Meierhofe tätig.“
(https://www.forschenunderinnern-burgenland.at/index.php/strem/strem-das-massaker-waehrend-der-evakuierung)
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