Wenn ein regelmäßiger Schulunterricht nicht mehr gewährleistet werden kann, so müssen neue Lösungen gefunden werden. Aus diesem Grund wurde die Ersatzreifeprüfung, das Notabitur, geschaffen. Im Ersten Weltkrieg stand diese der kriegsbegeisterten männlichen Jugend zur Verfügung, um so verstärkt die Freiwilligen an die Front zu bringen. Im Zweiten Weltkrieg wurde ab 1941 die vorzeitige Reifeprüfung für die männliche Jugend faktisch zur Pflicht, um für die Deutsche Wehrmacht Soldatennachschub rekrutieren zu können. Ab Februar 1943 wurde den meisten Maturanten die schriftliche Prüfung ganz erlassen und sie erhielten stattdessen ein „Reifevermerk-Zeugnis“, dessen Noten sich an den vorangegangenen Jahren orientierten. Für die klassenweise einberufenen Flaghelfer, die meist „heimatnah“ eingesetzt wurden, gab es einen stark reduzierten Unterricht, der zu Kriegsende komplett ausgesetzt wurde. Sie erhielten in der 12. Klasse ihr Reifezeugnis ohne Prüfung.

Ersatzreifeprüfung

© Gerhard Weinhofer, Oberschützen – 
Die Maturaklasse des Gymnasiums Oberschützen 1944 ohne männliche Maturanten, die sich bereits im Kriegseinsatz befanden.

Auch das Gymnasium in Eisenstadt hielt Ersatzprüfungen ab. Der Studentenführer des Gaues Wien setzte sich für einen politisch engagierten Studenten besonders ein und schrieb der Prüfungskommission der Staatlichen Oberschule in Eisenstadt am 10. Juni 1939:
„Wie uns mitgeteilt wurde, wird sich Alois D. an der Oberschule in Eisenstadt im Sommertermin 1939, eine Ersatzreifeprüfung aus Englisch unterziehen. Wir ersuchen die Prüfungskommission, dem Kameraden D. bei seiner Prüfung weitgehendst entgegenkommenzuwollen [sic!], da derselbe zusätzlich zu seinen Vorbereitungen in Englisch, in politischer und fachlicher Hinsicht im NSDStBund (Nationalsozialistischen Studentenbund – Anmerkung des Verfassers) tätig war. Wir hoffen auf eine günstige Erledigung und danken für Ihr Entgegenkommen.
Heil Hitler
Erwin Exner, Studentenführer“
(Archiv des Gymnasiums Kurzwiese, Eisenstadt)
Nach Kriegsende wurden die Ersatzreifeprüfungen häufig nicht mehr anerkannt und es mussten Ersatzprüfungen abgelegt werden.