Am 1. Oktober 1933 fand erstmals im Deutschen Reich der sogenannte Eintopfsonntag statt. Die Bevölkerung und die Gaststätten wurden dazu verpflichtet, nur einfache Eintopfgerichte zu essen bzw. anzubieten, deren Preis eine halbe Reichsmark pro Kopf nicht überschreiten durfte. Der Differenzbetrag zu einer gewohnten Sonntagsmahlzeit musste dem Winterhilfswerk gespendet werden. Vielfach wurden die „Eintopfsonntage“ als Gemeinschaftsessen auf öffentlichen Plätzen veranstaltet und waren für die ärmere Bevölkerung die Möglichkeit, eine billige Mahlzeit zu erhalten. Das Eintopfessen war für das NS-Regime auch ein Teil der sogenannten Volksgemeinschaft.
Am 9. Oktober 1938 fand erstmals in der „Ostmark“ ein Eintopfessen statt. Die Oberwarther Sonntags-Zeitung informierte darüber:
„Die Eintopfsonntage des Winterhilfswerks 1938/39 sind für das ganze Reichsgebiet wie folgt festgesetzt worden: 9. Oktober, 13. November und 11. Dezember 1938, 8. Jänner, 12. Februar und 12. März 1939. An diesen Tagen werden in jedem Haushalt, in jeder Gaststätte, in den Speisewagen der Reichsbahn und auf allen deutschen Schiffen nur Eintopfgerichte zubereitet und verabfolgt werden.
Für den Eintopfsonntag am 9. Oktober 1938 hat der Leiter der Wirtschaftsgruppe Gaststätten. Und Beherbergungsgewerbe für die Gaststätten bestimmt, daß keine anderen als die nachfolgenden Eintopfgerichte abgegeben werden dürfen: Erbsensuppe, Fischgericht, Gemüsetopf nach Wahl.
Der abzuführende betrag für das WHW, der -.50 bis RM 1.- beträgt, wird von der RSV am zweiten Sonntag, also zum ersten Male am 9. Oktober 1938 in jedem Haushalt eingehoben.
Niemand schließt sich aus! Die Kreisfrauenschaftsleitung […]
Der Österreicher wird sich vor allem die Frage stellen, was ein Eintopfessen ist. Dieses ist kurz formuliert ein Gericht, das aus verschiedenen Zutaten, wie schon der Name sagt, in einem Topf bereitet ist. Derartige Eintopfgerichte sind auch uns aus unseren Küchenzetteln nichts Unbekanntes. Dazu zu zählen wären: Szegediner-Gulasch, Gulaschsuppe, Geselchtes mit Kraut, Würste mit Kraut, Krautfleckerln und unzählige derartige Speisen mehr. Zu jeden Eintopfsonntag werden nun meist allgemeine Richtlinien herausgegeben. Diese nehmen meist Bezug auf Nahrungsmittel, die infolge der Jahreszeit und der gerade für das entsprechende Jahr günstigen Ernte die Märkte überschwemmen. Im Altreich ist gerade durch die besondere Betonung bei dem Eintopfessen der Fischverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, stark gestiegen. Schon aus diesem kleinen Beispiel sieht man, daß auch das wirtschaftliche Moment des Eintopfsonntages ein ganz ungeheures ist. […]“
(In: Oberwarther Sonntags-Zeitung am 9. Oktober 1938, S. 3)