Der Bezirk Güssing wurde in den 1950er Jahren als wirtschaftlich unterentwickeltes Gebiet bezeichnet. Um diese Situation zu verbessern, versuchte man den Bezirk für den Tourismus attraktiver zu machen. Für Investitionen bedurfte es jedoch einer speziellen Förderung, die man durch ERP-Darlehen (European Recovery Programm, auch Marshallplan genannt) zu erhalten hoffte. Der Bezirkshauptmann lotete im September 1959 die Möglichkeiten und Verhältnisse in den einzelnen Gemeinden aus und verfasste folgenden Bericht über ausbauwürdige Orte:
„Güssing: Güssing wurde von den Fremden bisher hauptsächlich anläßlich der Durchfahrt besichtigt, obwohl aus Deutschland viele Anfragen einlangten wegen eines Sommeraufenthaltes. Mangels an geeigneten modernen Fremdenverkehrsbetrieben mußten diese Anfragen jedoch bisher immer abschlägig beantwortet werden. Die bereits erfolgte Errichtung eines modernen Rasthauses wirkte befruchtend auf den Ausbau der Fremdenverkehrsbetriebe und ist nunmehr Güssing für die Unterbringung von Ausländern geeignet. Der Bau eines modernen Bades ist in Angriff genommen. Kino vorhanden. Wasserleitung.
Burgauberg: Auf einer Höhe schön gelegen, mit 2 Gasthäusern, wovon das eine mehrere Fremdenzimmer und gute Küche aufweist. Die Bewohner sind sehr fremdenfreundlich gesinnt. Wasserleitung.
Großmürbisch: Auf der Anhöhe gelegen, durch Güterweg mit Güssing verbunden, sehr fremdenfreundliche Bevölkerung, nur private Unterkünfte, die vorhandenen 2 Gasthäuser gehörten modernisiert. Wasserleitung.
Moschendorf: Große fortschrittliche Bauerngemeinde mit 3 Gasthäusern, wovon eines eine sehr gute Küche und mehrere Fremdenzimmer aufweist. Badegelegenheit in der Pinka. Wasserleitung.
Punitz: Waldreiche Gegend mit ruhiger Lage, nur private Unterkunft möglich, die 2 vorhandenen Gasthäuser sind etwas rückständig. Durch Güterweg mit Bundesstraße verbunden.
Schallendorf: Waldreiche ruhige Lage, nur private Unterkunft mit Selbstverpflegung möglich, fremdenfreundliche Bevölkerung.“
(BLA, XII/6-562/40-1959)
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