Den Nimbus des Befreiers von der NS-Diktatur hatte die Rote Armee bald verspielt. Zerstörungen, Demontagen, Diebstähle, Verschleppungen, Vergewaltigungen und Morde prägten stattdessen sehr bald das Bild von der Roten Armee. Nicht alle Gewalttaten, die ihnen zugeschrieben wurden, gingen jedoch von den sowjetischen Truppen aus. Kriminelle Banden nutzten die Situation aus und verübten in russischen Uniformen zahlreiche Gewalttaten. Einer dieser Fälle ereignete sich im Juni 1945 im Südburgenland:
„Am 23.6.1945 haben in Eltendorf drei berittene Männer in russischer Uniform Plünderungen, Freiheitsbeschränkungen, Körperverletzungen, Morde und Vergewaltigungen begangen. Die Bande war mit Maschinenpistolen und Pistolen bewaffnet. Der Postenkommandant Rev. Insp. Dierscherl fertigte die eingeteilten Hilfsgendarmen Johann Ziegler und Josef Dunst in den Dienst ab. In Zahling erfuhr diese Patrouille, daß diese Reiter in russischer Uniform in Kukmirn einen Zivilisten erschossen, einen weiteren lebensgefährlich verletzt und einen dritten mißhandelt hätten und ein 18-jähriges Mädchen vergewaltigt haben.
Um ca. 18.00 Uhr kamen die drei Reiter nach Zahling und wollten vom Bürgermeister Franz F. ein Pferd. Darauf schlug der Bürgermeister Lärm, weil er sich das Pferd nicht wegnehmen lassen wollte. Diesen Lärm hörte die Gendarmeriepatrouille, die sofort auf das Haus des Bürgermeisters zueilte. Aus einer Entfernung von ca. 50-60 Schritten wurde die Gendarmeriepatrouille von den Reitern in russischer Uniform beschossen. Die Gendarmeriepatrouille erwiderte das Feuer. Nach längerem Schusswechsel sank ein Reitertot zu Boden, ein zweiter zog sich verletzt aber noch schießend in den Wald zurück, der dritte flüchtete. Der verwundete Reiter rief deutsch um Hilfe. Es getraute sich jedoch niemand zu ihm, weil er bei jeder Annäherung sofort die MP hob und feuerte. Am 24.6.1945, also am nächsten Tag, ließ Bürgermeister F. den schwerverwundeten Reiter durch seinen Knecht erschießen. Die beiden Leichen wurden beerdigt, die Effekten und Waffen beim Gemeindeamte verwahrt.“
Erst im Jänner 1946 erfuhr die russische Bezirkskommandantur von diesem Vorfall. Die Leichen wurden exhumiert und die Waffen der Toten beschlagnahmt. Die damals beteiligten Gendarmen sollten verhaftet werden. Zwei Gendarmen konnten in die Steiermark flüchten. Der Hilfsgendarm Johann Ziegler wurde von der sowjetischen Militärpolizei verhaftet und Monate später von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Ziegler wurde später begnadigt und die Strafe zu 10 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien abgeändert. Als sich in weiterer Folge herausstellte, dass es sich bei den Reitern in russischer Uniform nicht um sowjetische Soldaten, sondern um eine Bande aus zwei ukrainischen Deserteuren und einem jugoslawischen Kriminellen gehandelt hatte, wurde ein weiteres Gnadengesuch vom Landesgendarmeriekommando abgefasst. Dieses wurde nicht beantwortet und Ziegler kam erst im Juni 1955, gezeichnet von der Haft, zu seiner Familie ins Burgenland zurück. (Bericht des Bezirksgendarmeriekommandos Güssing 1945. Kopie im Besitz des Autors)
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