1985 gelangte der sogenannte „Weinskandal“ an die Öffentlichkeit. Es wurde sichtbar, dass einzelne Weinhändler schon seit längerer Zeit in großem Stil Weinpanscherei betrieben hatten, indem „Normalwein“ mittels Diethylenglykol zu „Prädikatswein“ verfälscht und Papiere manipuliert worden waren. Zwei Monate später wurde der Weinbetrug in Deutschland, Hauptabsatzgebiet des verfälschten Weines, zum Skandal hochstilisiert. Die deutschen Gesundheitsbehörden schlugen Alarm und ließen den österreichischen Wein aus den Verkaufsregalen entfernen. Hysterie, Vorverurteilungen und Häme dominerten in den folgenden Wochen die deutschen Printmedien, die auch von den österreichischen Medien übernommen wurden. Bald gab es weltweite Warnungen vor dem Genuss österreichischer Weine.
Gegen die Pauschalverurteilungen aller Weinbaubetriebe wehrten sich die Golser Winzer Theresia und Georg Stiegelmar mit einem Schreiben an das bundesdeutsche Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit: „Die Inhaber der Golser ‚Csardaschenke‘, Georg und Theresia Stiegelmar sehen sich auf Grund der Oberflächlichkeit, mit der bundedeutsche Behörden in Sachen Weinskandal arbeiten, veranlaßt, sich gegen diese Diffamierungen zu wehren. Das zuständige Bonner Ministerium habe nämlich den deutschen Medien und Behörden Namen und Adressen gegeben, die durch ihre oberflächliche und ungenaue Darstellung zu Ruf- und Existenzschädigung vieler absolut Unschuldiger führe.
Allein in Gols gibt es – im Telefonbuch nachzulesen – 8 (acht) Mal den Namen Stiegelmar. Und alle haben mit Weinbau etwas zu tun! In Podersdorf taucht der Name Steiner 71 (einundsiebzig) Mal auf. Auch hier kaum einer, der nicht mit Weinbau zu tun hat. In Apetlon gibt es 27 Familien mit dem Namen Tschida. Und in Pamhagen weist das Telefonbuch 7 Mal den Namen Tschida aus.
Ich darf Ihnen versichern, daß in meinem Betrieb, die Weine nach bestem Wissen und Können und mit aller Gewissenhaftigkeit gekeltert werden. Ich erachte es mit der persönlichen wie beruflichen Ehre unvereinbar, Manipulationen mit dem Lesegut und dem Wein vorzunehmen. […]“ (Sammlung Familie Stiegelmar, Gols)