Das „Dritte Reich“ war eine Männergesellschaft, in der in politischer Hinsicht die Frauen von jeder Mitwirkung ausgeschlossen waren. Im Nationalsozialismus war der Mann das Oberhaupt der Familie, der die Rolle des Ernährers, Organisators oder des Soldaten einnahm. Die Frau an seiner Seite sollte „Gefährtin des Mannes“ sein. Die Rolle der Frau sah man unter anderen als Mutter und als Erzieherin der Kinder. Abweichungen wurden nicht geduldet.

BDM

Eine Gruppe von BDM-Mädchen gratuliert 1942 in Neusiedl am See einer Mutter zur Geburt ihres Kindes. (© Sammlung Müller, Neusiedl am See)

So meldete der Bürgermeister von Strem 1941 dem Gesundheitsamt einen Vorfall und stellte dabei extreme Forderungen:„ […] Frau X. hat am 18. Nov. 1941, nachm. in Fürstenfeld gehörig getrunken und hat sich im Gasthaus Sitt ganz fürchterlich benommen. Sie johlte und sang, forderte auch die übrigen Gäste auf, mitzusingen. In Ihrem Taumel hat sie ein Runde Tee für die Anwesenden, auch ein Runde Bier beim Gastwirt bestellt.
Zur Zeit, als der Ehemann X. bei der Wehrmacht diente, hat sich Frau X. darauf ausgeredet, dass sie aus Kränkung um den Mann trinken müsse. Aus welchem Grunde, die X. jetzt, wo der Mann uk-gestellt ist, weitersauft, ist unbekannt. Diesem Element ist nicht zu helfen.
Ich beantrage, die Genannte, nicht in eine Trinkerheilstätte, sondern auf längere Zeit in ein Frauenkonzentrationslager abzugeben. Einen Haushalt zu führen ist sie nicht mehr in der Lage, sie gibt den Kindern nur mehr schlechte Beispiele. Im übrigen verweise ich auch auf meine früheren Berichte. Bürgermeister“ (Steiermärkisches Landesarchiv – BH Fürstenfeld, 12/E2 Erb und Rassenpflege H-O, Karton 107, Jg. 1939/45)