Nach dem Todesurteil schmachtete Georg Wurm sechs Monate in der Gefängniszelle in Straubing bei München. Die Ungewissheit raubte ihm beinahe den Verstand, doch die Hoffnung, seine Eltern und Geschwister wiederzusehen, gab ihm die Kraft, die Haft durchzustehen. Je länger das Urteil nicht vollstreckt wurde, umso stärker hoffte er auf eine Begnadigung. Er hoffte auf eine Umwandlung der Todesstrafe in eine „Frontbewährung“ oder auf einen Untergang des NS-Regimes noch vor seiner Hinrichtung. Am 19. Mai 1944 um 11.00 Uhr wurde er von seiner bevorstehenden Hinrichtung informiert. In der Zelle verfasste er einen letzten Brief an seine Angehörigen:
„Liebe Mutti und meine lieben Kinder! Nun ist meine Zeit um, und nehme Abschied von Euch und dem Leben. Ich kann Euch keine Aufklärung geben, wie Ihr Euch für weiterhin einrichten sollt, denn ich weiß nicht, wie sich noch alles gestaltet. Ihr müßt Euch halt in die Verhältnisse der Zeit anpassen. Wenn der Georg wieder nach Hause kommt, was ich ihm von Herzen wünsche, wird er schon alles einrichten, damit ihr menschlich leben könnt. Liebe Mutti, wie schön wäre es gewesen, hätte ich nochmals unter Euch sein können, aber leider ist es uns nicht mehr vergönnt. Tut Euch trösten und nehmt es nicht zu schwer. Ich habe mich damit abgefunden und werde bald alles überstanden haben. Wohl für dem, der von allem Jammer nichts mehr weiß. Darum lebet wohl, ich grüße und küsse Euch zum letztenmal. Grüßt mir auch meine Mutter und Vater nochmals und grüßt mir noch meine ganzen Geschwister und alle Bekannten und Verwandten. Nun lebet wohl. Ich sterbe mit meinen letzten Gedanken bei Euch,
Euer Vater“ (Aus: Herbert Steiner. Zum Tode verurteilt. 1964 Wien S.169)
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