Anfang der 1970er Jahre wurde eine hitzige Debatte über eine geplante Errichtung einer Seebrücke über den Neusiedler See zwischen Mörbisch und Illmitz geführt. Während die Befürworter, unter der Führung von Landeshauptmann Theodor Kery, sich für eine bessere Verkehrsanbindung des Seewinkels einsetzten, befürchteten Naturschützer und Bürgerinitiativen die Zerstörung der Landschaft. Nach heftigen Protesten wurde die bereits vom Landtag 1971 beschlossene 3,2 km lange Seebrücke nicht gebaut.
Die Wochenzeitung BF zitiert dazu einen Illmitzer Gastwirt: „Wir können nicht ewig das Hirtenvolk bleiben. Unsere Menschen mussten auswandern, trotz bester Klima- und Bodenverhältnisse. Uns blieb nur ein schmaler Korridor nach Wien. Wir haben uns früher gefreut, wenn uns der Winter eine Eisbrücke gebracht hat. Wir haben 30 Jahre hinübergeschaut, wo die Gemeinden Licht hatten, während wir noch bei der Petroleumlampe saßen. Mit der Brücke steht und fällt der Seewinkel.”
(In: Michael Hess. Kein Strom, keine Verkehrsanbindung, kein Phantasyland – nicht verwirklichte Projekte im Bezirk Neusiedl am See. Burgenländische Forschungen Band 101. Insich(t) & ansich(t). Das Burgenland von 1921 bis 2011, Eisenstadt 2011. S.140)
Nach einigen Durchforstungen Ihrer Homepage, stieß ich letztendlich auf diesen interessanten Beitrag hier. Bevor ich diesen gelesen hatte, wusste ich überhaupt nichts von einer Debatte über eine Seebrücke, die von Mörbisch bis Illmitz geplant war. Daher habe ich im Internet recherchiert und möchte ein paar weitere Informationen aufzeigen.
Unmittelbar nach dem Ende der Besatzungszeit wurden die ersten Pläne für den Bau einer Brücke zwischen Mörbisch und Illmitz in Auftrag gegeben. Noch nie hat ein Projekt das Interesse der Bevölkerung so stark geweckt, wie das Konzept einer Seebrücke zwischen den beiden Ortschaften von der burgenländischen Landesregierung im März 1971. An der schmalsten Stelle des Neusiedler Sees sollte dem Anliegen der Seewinkler Bevölkerung nach einer schnelleren Verkehrsverbindung in den Raum Eisenstadt nachgegeben werden. Mit Hilfe dieser Brücke, die auf 124 Betonpfeilern und auf 3,5 m Höhe über dem Wasserspiegel gebaut hätte sollen, hätten die Bewohner auf einer Länge von ungefähr 3 Kilometern das andere Ufer erreichen können.
Viele Arbeitskräfte waren zum Auspendel gezwungen, denn sei fanden in der Landwirtschaft wegen fallenden Preise und ansteigender Kosten kein Auskommen mehr. Die Bevölkerung des Seewinkels erhofften sich dadurch wirtschaftliche Initiativen aus dem Raum Eisenstadt. Einerseits sollte der Fremdenverkehr durch die Erreichbarkeit vom südlichen und westlichen Burgenland, andererseits die schulische und kulturelle Versorgung des Seewinkels sowie die Erreichbarkeit von zentralen Einrichtungen, wie beispielsweise Krankenhäuser, Ärzte, Landesdienststellen uvm. von solch einer Brücke profitieren.
Dieses Projekt löste dennoch zahlreiche Proteste und Diskussionen aus. Diese Proteste brachten auch die Naturschutzbewegung ins Rollen. Einige Prominenten wiesen auf die Gefahren für die Natur und den See hin. Durch eine Unterschriftenaktion sprachen sich zahlreiche Menschen gegen den Bau einer Brücke aus. Inzwischen wurde auch das Problem mit den Rettungstransporten gelöst, indem in Frauenkirchen eine Unfallambulanz eingerichtet wurde.
Ich denke, dass die Gastronomie sehr unter der Abgeschottenheit gelitten hatte. Doch seit den letzten 20 Jahren wurde der Neusiedler See bzw. der Seewinkel zu einem Tourismusmagneten und dieses Problem hob sich daher auf.
Meiner Meinung nach können wir froh darüber sein, dass damals keine Brücke gebaut wurde, denn das hätte das natürliche Landschaftsbild stark beeinträchtigt. Ebenso stellen die Windparks auf der Parndorfer Platte und im östlichen Seewinkel einen Einschnitt in das Landschaftsbild dar.
http://www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at/tl_files/images/downloads/Ausstellungen/MenschUndSee.pdf (11.1.2016)
Siehe dazu auch: Wegleitner, Alois (1973): Ein Beitrag zur Diskussion einer Querverbindung Illmitz – Mörbisch. In: Die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde Illmitz mit besonderer Berücksichtigung der Siedlungs – und Wirtschaftsgeschichte. Dissertation, Wien, S. 344–360.