Schon unmittelbar nach der Machtübernahme zeigte der Nationalsozialismus im Schatten des Jubels sein wahres Gesicht. Noch in der Nacht vom 11. auf den 12. März, noch vor dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich, kommt es in burgenländischen Dörfern zu den ersten Verhaftungen, Drangsalierungen und zu antisemitischen Ausschreitungen.

Judentum

Auszug aus den Aufzeichnungen von Moses Krausz über die Vorfälle in Frauenkirchen im Frühjahr 1938.

Über die Ereignisse vom 11.3.1938 in Frauenkirchen berichtet ein jüdischer Augenzeuge: „Als wir bei der Sabbat-Mahlzeit, Freitag abends 11. 3. 1938, zu Tisch saßen, kam der Pöbel aus Eisenstadt zurück. Ein Demonstrationszug wurde veranstaltet, der stundenlang gedauert hat. Man hörte das bekannte ‚Juda verrecke!‘ und andere Flüche, die im Chor gesprochen wurden und woran sich auch die christliche Elite aus purer Angst beteiligte. In dieses wilde Geheul mischten sich das Klirren der Fenster und das Krachen der zerbrochenen Scheiben. Nicht eine Scheibe der jüdischen Wohnungen und Geschäfte blieb ganz. Das Getöse war so furchtbar, dass die erschreckten Kinder ihre Eltern sehnlichst baten, den Ort zu verlassen. Die Juden versteckten sich in Kellern und auf Böden, an Schlafen war nicht zu denken. Mit diesem Sabbat begann das Zerstörungswerk.“
(Herbert Brettl: Die Jüdische Gemeinde Frauenkirchen. Oberwart 2016. S. 168)