Im Frühling 1945 stellte sich für die Burgenländer die Frage, ob sie flüchten oder ausharren sollten. Der östliche Teil des Bezirkes Neusiedl am See sollte von der Deutschen Wehrmacht nicht verteidigt werden. Die Parteispitzen und die SS ordneten stattdessen für diese Bevölkerung die Zwangsevakuierung an und versuchten, Druck auszuüben. Der Großteil der Bevölkerung sprach sich gegen eine Zwangsevakuierung aus. Die NS-Behörden versuchten mit Brutalität und Terror, ihren Machtanspruch zu verdeutlichen. Bei einer Versammlung in Podersdorf kritisierten einige Frauen aus der Umgebung den Evakuierungsbefehl, diese wurden daraufhin verhaftet. Anna Altenburger beglaubigt in einer Niederschrift, aufgenommen im Gemeindeamt Podersdorf am 31. März 1966, diesen Vorfall:
„Am 20. Dezember 1944 fand im Seegasthaus Karner in Podersdorf am See von der Ortsgruppenleitung der NSDAP einberufene Versammlung statt, an welcher der Gauleiter Dr. Jury teilnahm und in der der Ortsvölkerung nahegelegt wurde, die Gemeinde zu verlassen, weil die Evakuierung angeordnet werden sei. In dieser Versammlung äußerten sich vornehmlich die anwesenden Frauen gegen die angeordnete Evakuierung, ich selbst habe mich überhaupt nicht geäußert.
Am nächsten Tage kurz nach 8 Uhr erschienen bei mir in der Wohnung zwei Gendarmeriebeamte und forderten mich auf, mit ihnen in das Gemeindeamt zu kommen. Ich leistete dieser Aufforderung Folge und wurde im Gemeindeamt bis zum Abend festgehalten. Mit mir waren noch folgende Personen in das Gemeindeamt geholt worden: Maria Haider, derzeit wohnhaft in Wien, ihre Anschrift ist mir nicht bekannt, Genoveva Tschida aus Podersdorf am See (1965 gestorben) und Berta Lackner, Podersdorf am See, Seestraße 67. Gegen 21 Uhr wurden wir auf einen Lastwagen verladen und nach Neusiedl am See transportiert wo wir im Bezirksgericht inhaftiert wurden. Am 26. oder am 27.Dezember wurden wir nach Bruck a.d.L. gebracht. Den genauen Ort kann ich nicht angeben, weil es Nacht war und weil ich in Bruck ortsfremd bin. Dort trafen wir die uns bekannten folgenden Personen: Johann Weishapl, Landwirt in Andau, Elisabeth Brandtner und Katharina Deutsch, beide aus Wallern. Am nächsten Morgen (gegen 5 Uhr) wurden wir in ein großes Lager nach Maria Lanzendorf gebracht. Dort wurden wir bis 17. Februar 1945 festgehalten. An diesem Tage wurden dann die Tore geöffnet und wurde uns durch das Lagerpersonal mitgeteilt wir sollten auf schnellstem Wege weder nach Hause gehen. Wir kamen dann am Abend in unserem Heimatort an.“ (BLA. Opferfürsorgeakten VII-4041-1967
Sind die Frauen aus Podersdorf wirklich Helden, indem sie sich in dieser Zeit gegen die Anordnungen des Regimes entschieden haben?
Der Diktatur droht das nahe Ende, die Regierung stürzt in Chaos die Anordnungen werden immer panischer.
Leittragend ist die Bevölkerung, die kaum Möglichkeiten hat, sich diesen entgegenzustellen.
Trotzdem hat es sehr viele dieser Menschen gegeben die das gewagt haben, meist endete aber dieser Schritt mit dem Tod, mit Zwangsarbeit und/oder der Deportation in ein Konzentrationslager.
Dieser faschistische Staat akzeptierte keine eigene Meinung, durch physische und psychische Beeinflussung, war von Anfang an das Ziel einen Marionettenstaat zu bilden, welches aber ihnen nicht vollständig gelang.
JA, die Frauen aus Podersdorf sind für mich auf jeden Fall Helden.
Frau Altenburger, Frau Haider,.. stehen für mich als Synonym für viele tausende von Frauen und Männer die sich dieser Zeit dieser Diktatur entgegengestellt haben