Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich im März 1938 begann der Terror gegen die jüdische Bevölkerung. Innerhalb kürzester Zeit wurden die zehn jüdischen Gemeinden im Burgenland aufgelöst und die Bewohner schwer drangsaliert. Auch die Jüdinnen und Juden in den burgenländischen Dörfern, die nicht in einer jüdischen Gemeinde lebten, waren der Gewalt der Nazis wehrlos ausgesetzt. So auch in Hornstein, wo in den 1930er Jahren zwölf jüdische Familien lebten. Während einige Familien in die USA, nach Südamerika oder nach Ungarn flohen bzw. nach Wien abwanderten, blieb die Familie Sarang-Tieger im Ort, sie führten dort eine Gemischtwarenhandlung. In den folgenden Jahren waren sie zahlreichen Schikanen und Pogromen ausgesetzt, wie ein Bericht des Gendarmeriekommandos in Hornstein 1950 zeigt:
„Josef Sarang, geb. 29. 6. 1904 in Pottendorf, Bez. Baden, NÖ, Kaufmann, in Hornstein Nr. 332 wohnhaft, derzeit als Heizer in der Seidenfabrik in Hornstein beschäftigt, besaß […] vom Jahre 1936 bis zum Jahre 1939 eine Gemischtwarenhandlung im Standorte Hornstein Nr. 146.
Josef Sarang ehelichte im Jahre 1932 die dem jüdischen Glauben angehörige Hilde Katharina Sarang, geb. Tieger. […] 1935 nahm Hilde Sarang den röm. kath. Glauben an.
Bei der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus im Jahre 1938 wurde Sarang […] über Auftrag des Bürgermeisters Matkowits über seinem Eingangstor ein Plakat mit der Anschrift: „Achtung Judengeschäft” angebracht, und dasselbe auch von der SA überwacht wurde. Über Anordnung der damaligen Landesregierung durfte Sarang das Plakat mit der angeführten Anschrift entfernen. Durch diese Denunziation verlor Josef Sarang die meisten Kunden, weil diese durch den Naziterror eingeschüchtert wurden und Angst hatten, beim Sarang einzukaufen. Beim Ausbruch des Krieges im September 1939 und durch die Rationierung der Lebensmittel wurden Sarang keine Lebensmittel zugewiesen, sodaß er gezwungen war, sein Geschäft ganz zu schließen. Bei der Lebensmittelbeteilung wurden Sarang und seine Familie in der Weise geschädigt, daß ihre Lebensmittelkarten mit der Anschrift „Jude” versehen und sie dadurch bei der Lebensmittelbeteilung auf das schwerste geschädigt wurden. Der Besuch von Kinos, Gasthäusern und anderen öffentlichen Lokalitäten wurde der Familie Sarang ebenfalls untersagt. Auch bei der Beteilung von Bezugsscheinen wurden Sarang und seine Familie schwer geschädigt. Die uneheliche Tochter des Sarang, namens Herma Herz, wurde im Jahre 1940 aus rassischen Gründen in Polizeihaft genommen. Sarang wurde gleich nach Sperrung seines Geschäftes beim Ausbruch des Krieges bis zum Kriegsende in der Brauerei Liesing dienstverpflichtet. Seine Ehegattin Hilde Sarang erkrankte im Jahre 1943 und wurde aus rassischen Gründen im Krankenhaus in Eisenstadt nicht aufgenommen, wodurch sich ihr Gesundheitszustand derart verschlechtert hat, daß sie im Jahre 1947 als unheilbar in das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien II, Große Mohrengasse, eingeliefert wurde, wo sie sich jetzt noch befindet.“
(Widerstand und Verfolgung im Burgenland 1934-1945. Eine Dokumentation, Wien 1983. S. 324 – Auskunft: Günther Stefanits, Hornstein)
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