Nach dem Ende der NS-Herrschaft und dem Einmarsch der Roten Armee musste das Verwaltungssystem neu aufgebaut werden. Dies gestaltete sich schwieriger als angenommen, da die grundlegenden Strukturen vielfach zerstört oder nicht mehr vorhanden waren.
Von den Problemen, mit denen die Verwaltung konfrontiert war, berichtet auch der ehemalige BH-Bedienstete und spätere Bürgermeister OAR Ludwig Krammer aus Güssing:

Güssing

Die russische Kommandantur in Güssing
(Quelle: Lang, Adi, St. Kathrein)

„Ich bin Anfang August 1945 vom Krieg nach Hause gekommen. Gut in Erinnerung sind mir von damals die vielen russischen Soldaten geblieben, die unmittelbar nach Kriegsende hier in Güssing waren. Überall wimmelte es von Rotarmisten, die die damals schon katastrophale Ernährungssituation noch verschärften. […] Bei der Neuaufnahme der Amtsgeschäfte hatte die BH Güssing natürlich den Vorteil, dass durchwegs Bedienstete eingestellt wurden, die 1938 von den Nazis entlassen worden sind. Das hatte auch den Vorteil, dass hier in Folge keine Säuberungen, wie sie bei der Gendarmerie und im Schuldienst vorgenommen werden mussten, notwendig waren. Über die bescheidenen Anfänge in der Verwaltung kann ich nur sagen, dass alle Bedienstete, wir waren ca. 15 Personen, Vieles selbst organisiert und improvisiert haben. Abgesehen von den viel zu kleinen Amtsräumen, die dazu in Güssing verstreut waren, gab es auch keine Möbel und Büroartikel. Meine Akte lagen jahrelang am Fußboden, bevor ich mir einen Kasten organisierte. Besser wurde es erst Mitte der 50er Jahre, als es auch wirtschaftlich besser wurde. […]“
(Quelle: Lang Adi. NS-Regime, Kriegsende und russische Besatzungszeit im Südburgenland. St. Kathrein 2010. S. 386)