Um den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich nachträglich zu rechtfertigen und um dem Ausland und der Bevölkerung zu zeigen, dass das „ganze Volk“ hinter dem NS-Regime stand, wurde für den 10. April 1938 eine „Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ vorbereitet. Im Vorfeld der Abstimmung startete das NS-Regime eine gewaltige Propagandaoffensive. Um das gewünschte Ergebnis der Abstimmung zu erreichen, wurden potentielle Gegner verhaftet, eingeschüchtert oder ihnen wurde das Wahlrecht aberkannt.
Eine Zeitzeugin aus Purbach über die Situation am 10. April 1938: „Die Abstimmung wurde im Gemeindeamt durchgeführt. Die Bewohner wurden Gassenweise von der Musikkapelle abgeholt und zum Gemeindeamt begleitet. Am Gemeindeamt war die Aufschrift ‚Nur ein Schwein stimmt nein‘ angebracht. Es musste offen abgestimmt werden. Die Gegner waren in Eisenstadt eingesperrt. Es gab nur zwei Nein-Stimmen.“
Der Beitrag „Nur ein Schwein stimmt Nein“ im Burgenland History Blog, verfasst von Dr. Herbert Brettl am 29. Juni 2016, handelt von der Volksabstimmung am 10.April 1938, in der es um die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich geht. Eine Purbacher Zeitzeugin schildert die Situation an diesem Tag beziehungsweise erklärt wie die Abstimmung ablief.
Die Aufschrift „Nur ein Schwein stimmt Nein“ am Purbacher Gemeindeamt zeigt deutlich, dass die Nationalsozialisten eigentlich keine freie Wahl durchführen wollten, sondern diese nur aus Legitimationsgründen abhielten. Dass offen abgestimmt werden musste, hatte meiner Meinung nach den Zweck, die Unterwerfung vor den neuen Machthabern zu zeigen.
Diese riesige Propagandamaschinerie unter Joseph Goebbels verfolgte das Ziel, immer mehr Menschen für ihre Ideologie zu begeistern. Ganz Österreich wurde von der aufdringlichen Propaganda regelrecht überflutet. Versprochen wurde ein Leben im Paradies. Man hat den Österreichern vorgegaukelt, dass sich die Deutschen den Anschluss unbedingt wünschten und die Österreicher nur Vorteile dadurch haben werden. Ich denke, dass die Nationalsozialisten darauf abzielten, den Österreichern ein neues Selbstwertgefühl zu vermitteln, indem sie ihnen das Gefühl gaben, wieder Teil eines Großreichs zu sein. Vermutlich auch deshalb waren es nur isolierte und kleine Gruppen, die sich dem „Anschluss” widersetzten.
Doch auf die Euphorie des Jahres 1938 folgte dann die Realität eines totalitären Regimes. Man hatte sich das Leben ganz anders vorgestellt und wollte die alten Formen wieder zurück. Da war es aber schon zu spät. Man konnte sich nicht mehr dagegen wehren, denn wenn man sich wehrte, so wurde dagegen in Form von Verfolgung, Verhaftung etc. vorgegangen.