Viele burgenländische Haushalte waren in den 1930er Jahren hoch verschuldet. Die exorbitanten Kreditzinsen führten sie noch weiter an den Rand des Ruins und die Zwangsversteigerungen nahmen zu. Die „Entschuldungsaktion“ wurde zu einem wichtigsten Werbeträger des NS-Systems. Der Begriff „Entschuldung“ bezeichnete eigentlich eine Umschuldungsaktion auf langfristige, niedrig verzinslichte staatliche Darlehen, sodass der NS-Staat zum Hauptgläubiger der Schuldner wurde. Der Entschädigungsantrag von Franz Draganitsch aus Lackendorf aus dem Jahr 1938 macht die Situation im Burgenland deutlich:
„Ich habe mir im Jahre 1931 ein kleines Haus bestent aus Zimmer Küche Kammer und Keller auf schulden gebaut weil ich keine Wonung hate und auch keine zu haben war. Ich bekam unglücklicher weise fon tiser Zeit an mer keine Arbeit und muste mich mit der Arbeitslosenunterstützung weiter bringen. Da gab es nur mer elend und Not. Im Jahre 1934 muste ich 430 Klafter Acker Käuflich übernemen das meiner Frau ihr Erbteil sein solte weil meinen Schwieger Vater ales fersteigert wurde. So habe ich 2.700 Schilling Schulden zusamen gebracht. Mit Deutschen grus. Draganitsch Franz Heil Hitler.“
(In: Walter Feymann. Die Schatten der Vergangenheit. Oberwart 2015. S. 188)