Zur vordringlichsten Aufgabe nach Kriegsende 1945 gehörte die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Die Zerstörungen und Plünderungen hatten für das Burgenland wesentlich größere Auswirkungen als für alle anderen Bundesländer. Kommissionen prüften die Lebensmittel und Viehbestände und kamen zu der Ansicht, dass der Bezirk Oberwart Notstandsgebiete in Niederösterreich versorgen könne.
Vermerk des Österreichischen Wirtschaftsverbandes am 9.11.1945: „Am 8.11. wurde die Bezirkshauptmannschaft in Oberwart besucht. Oberwart hat mit 91 Gemeinde 52.000 Einwohner, davon sind 19.000 Normalversorger und ca. 10.-12.000 Teilselbstversorger, d.s. 31.000 Personen, die mit der üblichen Quote von 25 dkg wöchentich versorgt werden müssen. Oberwart hat daher einen Fleischbedarf von 7.750 kg wöchentlich. In der Annahme, daß 5 Rinder für 1.000 kg Fleisch benötigt werden, sind für die Fleischversorgung von Oberwart wöchentlich ca. 40 Rinder, jährlich 2.000 Stück, erforderlich.
Der Viehbestand in Oberwart ist von 28.000 (Viehzählung 1938) auf 23.000 Stück (Viehzählung September 1945) abgesunken. Die Kriegsereignisse haben sich also in diesem Gebiet nicht allzu ungünstig ausgewirkt.
Der jährliche 13%ige Schlachtviehanfall ist mit 2.990 Rindern zu beziffern, wöchentlich kann daher mit 60 Schlachtrindern gerechnet werden.
Die Futterverhältnisse sind durch die anhaltende Dürre äußerst schlecht und es wird daher nicht der gesamte Viehbestand überwintern können. Wir können mit einer 105igen Viehabgabe, bedingt durch die schlechten Futterverhältnisse, rechnen, d.s. ca. 2.000 Rinder jährlich, wöchentlich 40 Stück.
Oberwart kann daher das auferlegte Liefersoll von 30 Rindern wöchentlich nach Neunkirchen ohne Schwierigkeiten erfüllen und es verbleibt immer noch ein kleiner Rest von Vieh, der einvernehmlich mit dem Staatsamt nach Überprüfung des gesamten Burgenlandes durch die fliegende Kommission der entsprechenden Verwertung zugeführt wird.“
(Burgenländisches Landesarchiv. Regierungsarchiv. Agrar. Landesernährungsamt 1946. 1-190. o.Z.)
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