Die rund 400 jüdischen Bewohner in Frauenkirchen stellten ein wichtiges Wählerreservoir dar und wurden deshalb von den örtlichen Parteien umworben. Dabei stand die jüdische Bevölkerung mehrheitlich der Wirtschaftspartei des Ortes nahe und stellte in den 1920er und am Beginn der 1930er Jahre zumeist in dieser Partei einen jüdischen Gemeinderat. 1929 beschloss die Kultusgemeinde in einer Generalversammlung, sich bei der künftigen Gemeinderatswahl keiner Partei anzuschließen, sondern mit einer eigenen Partei unter dem Namen „Liberale Partei“ anzutreten, damit die eigenen Mandatare die Interessen der Kultusgemeinde vertreten könnten. In diesem Zusammenhang kam es zu einem Streit und einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Die örtliche Gendarmerie berichtete darüber:
„Bei der Aufstellung der jüdischen Kandidaten kam es am 16. November 1929 Nachmittag im Bethause zu einem Zwischenfall. Josef Schimmel, ein extremer sozialdemokratischer Jude geriet in seinen Ausführungen ins kommunistische Fahrwasser, weshalb er den Versammlungsraum verlassen musste. Beim Hinausgehen aus dem Lokal versetzte er dem Sohne des Kultusvorstehers Jakob Neufeld einen Stoss [sic!] mit der Faust in den Mund, so dass ihm 2 Zähne herausgeschlagen und mehrere Zähne gelockert wurden.“
(Herbert Brettl: Die jüdische Gemeinde von Frauenkirchen, Oberwart 2016. S. 149)
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