Nach dem Freispruch der angeklagten Frontkämpfer aus Schattendorf kam es in Wien am 15. Juli 1927 zu spontanen tumultartigen Protestdemonstrationen gegen das Fehlurteil. Der Justizpalast wurde als Symbol des Rechtssystems in Brand gesteckt. Die Polizei griff mit großer Brutalität durch. Die Unruhen forderten 89 Todesopfer und hunderte Verletzte. Im Burgenland selbst bleibt es nach der Urteilsverkündigung relativ ruhig.

Hornstein 1922

Sozialdemokratischer Aufmarsch am 1. Mai 1922 in Hornstein (© ARGE Heimatarchiv Hornstein)

Ein Gendarmeriebericht gibt Auskunft über die Ereignisse im Bezirk Eisenstadt:„Zu Ausschreitungen kam es anlässlich einer Demonstrationsversammlung in Neufeld. Diese Ausschreitungen gaben mit Klarheit zu erkennen, daß selbst die ersten Führer der Arbeiterschaft im Burgenland jeden Einfluss auf die Masse ihrer Wähler vollkommen verloren haben. Sie wurden vielmehr in der gemeinsten Weise beschimpft und bedroht und mussten auf ihre eigene persönliche Sicherheit bedacht sein. […] Im Übrigen beschränkte sich die Tätigkeit der sozialdemokratischen Partei auf Patrouillengänge der Mitglieder des Schutzbundes in den einzelnen Ortschaften; anhalten von Autos, angeblich um den Zuzug ausländischer, namentlich ungarischer Emissäre nach Wien hintanzuhalten. In Hornstein haben sich dem Schutzbund, um diesen angeblich zu stärken, auch Kommunisten angeschlossen.
Die bürgerlichen Kreise haben die Niederringung der Revolte in Wien durch die Staatsgewalt mit offensichtlicher Genugtuung begrüsst und erwarten in Zukunft eine wirksame Bekämpfung des bereits unerträglichen Terrors der radikalen Arbeiterschaft durch straffe Handhabung der Gesetze.“
(Burgenländisches Landesarchiv. Vorfallenheiten, BH Eisenstadt, III-339-10/1927)