Der gefrorene Neusiedler See zieht so manchen Sportbegeisterten im Winter in seinen Bann – so auch eine Schülergruppe 1925 aus Eisenstadt, deren Ausflug sich jedoch anders als erwartet entwickelte. Der Gendarmerieposten Rust berichtet über die Rettungsaktion am 29. Jänner 1925 an das Landesgendarmeriekommando für das Burgenland in Sauerbrunn:
„Am 28.d.M. unternahm der Lehrkörper der Staatserziehungsanstalt Eisenstadt mit den gesamten Schülern eine Schlittschuhwanderung über den Neusiedlersee, und zwar in Gruppen mit verschiedenen Bestimmungsstationen. Ein Teil fuhr nach Neusiedl a/S. und kam dort zur festgesetzten Zeit an, der größte Teil, 79 Schüler unter Führung der Professoren Bittner und Soncsics nahmen die Richtung Purbach, von wo sie mittelst Bahn nach Eisenstadt zurückfahren sollten.
Diese Gruppe kam weder in Purbach, noch in einer anderen Gemeinde an und wurden daher in der Nacht zum 29. von Eisenstadt aus durch den Versicherungsbeamten Kiss Falusi mittels Auto die Seegemeinde Oggau, Rust, Donnerskirchen, Purbach und Jois alarmiert. Um 3 Uhr traf ein Major des selbständigen Inf. Baons in Eisenstadt mit 20 Mann und mehreren Hornisten mittelst eines Lastautos in Rust ein. Hier wurden mit Unterstützung der Feuerwehr am See ein Leuchtfeuer angezündet und Hornisten unter Begleitung von mit Fackeln ausgerüsteten Ortsbewohnern in den See gestellt, wo die Hornisten Hornsignale gaben. Die Gemeinde Mörbisch wurde um 3 Uhr durch den hiesigen Posten alarmiert. Um zirka 4 Uhr 30 Minuten traf ein 2. Lastauto mit Landesgerichtsrat Schindelka und Professor Strauch in Rust ein und fuhr, da über die bereits erfolgte Auffindung der Gesuchten Nachricht eingelaufen war, nach Oggau. In Oggau rückte die Feuerwehr und eine Gruppe jugendlicher Schlittschuhläufer unter Führung des Ingenieurs Franz Siess bereits um 2 Uhr in den See ab, wo gleichfalls mittelst Fackeln und Trompetensignale gegeben wurden. Ingenieur Franz Siess stieß mit seiner Gruppe um zirka ½ 4 Uhr bei der Purbacher Furt auf die verirrte Schülerabteilung, wo diese in Kähnen sitzend wohlbehalten den Anbruch des Tages abzuwarten beabsichtigten. Sie wurden zur Oggauer Fischerfurt geführt, von dort mittelst der beiden zur Verfügung stehenden Lastautos in die Gemeinde Oggau und von hier nach Labung nach Eisenstadt gebracht. Die Schüler von Donnerskirchen und Purbach wurden mittelst Wagen nach Hause befördert.
Nach Angabe des Professors Bittner traf die verirrte Gruppe um zirka 16 Uhr, wie planmäßig festgesetzt war, bei der Purbacher Furt ein, konnten jedoch nicht an Ufer gehen, da die Furt nicht gefroren war. Ein Zurückfahren nach Oggau oder Rust war infolge eintretender Finsternis und der zahlreichen offenen Stellen im See nicht möglich und so entschloss er sich, um kein Kind zu verlieren, den Tageseinbruch in den dort befindlichen Kähnen abzuwarten.
Unglücksfälle haben sich keine ereignet.“ (BLA. Polizei 1925. 251-665. Zl. 257/25)
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