Im Sommer 1918 war das Ende des Krieges absehbar. Die Versorgungslage innerhalb der Donaumonarchie wurde immer schlechter. Die letzten Offensiven gegen Italien scheiterten und die Verluste an Material und Menschen konnten nicht mehr ausgeglichen werden. Immer öfter kam es bei slawischen Soldaten, wie Tschechen und Kroaten, aber auch in ungarischen Truppenverbänden zu Befehlsverweigerungen. Viele Soldaten desertierten und machten sich auf den Heimweg. Die verantwortlichen Behörden und Offiziere versuchten mit strengen Disziplinarmaßnahmen diesen Vorgängen entgegenzuwirken. In einem Rundschreiben Rekonvaleszentenabteilung des k. u. k. Infanterieregimentes Nr. 76 in Sopron an die Gemeinden hieß es:
„An die Gemeindevorstehung Boldogasszony
Sopron, im August 1918
Nachdem die eigenmächtige Entfernung der zur Abteilung gehörenden Mannschaft in der letzten Zeit trotz der bei dieser herrschenden Disziplin schreckliche Dimensionen angenommen hat, dann in Anbetracht des Umstandes, dass die auf Verhaftung der Deserteure an die Gemeindevorstehungen, Gendarmerieposten etc. gerichteten Aufforderungen in vielen Fällen fruchtlos blieben, sieht sich das hiesige Kommando veranlasst, den bedauerlichen Entschluss zu fassen, beim zuständigen k u. k. Militärkommando um Kundmachung des Standrechtes bittlich zu werden.
Bevor das Kommando diesen letzten unternimmt, wird die p. t. Gemeindevorstehung aufmerksam gemacht, jeden einzelnen sich in der Gemeinde oder deren Umgebung aufhaltenden Soldaten oder wenigstens als militärpflichtig scheinenden Mann zur Ausweisleistung verhalten zu wollen, diese in jedem Falle, als ein solcher neu auftaucht, zu wiederholen und denjenigen Mann, welcher nicht in der Lage ist, sich genügend legimitieren zu können – insoweit derselbe hiesigen Stande angehört – anher sofort zu überstellen, da das Kommando die Unterlassung dieses Vorganges als ein Zusammenspielen der betreffenden Organe mit dem Deserteur betrachten und gegen dieselben die Schritte beim Militärgerichte einleiten müsste. (unleserliche Unterschrift)“
(Gemeindearchiv Frauenkirchen, Korrespondenz 1918. 1949/18)
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