Auch in den wenigen burgenländischen/westungarischen Industriezentren war die Idee des Klassenkampfes in der Arbeiterschaft schon bald bekannt. So kam es auch immer wieder zu Arbeitskonflikten zwischen den Unternehmern und der Belegschaft. Auch in der von Conrad Patzenhofer 1853 gegründeten Zuckerfabrik in Siegendorf kam es immer wieder zu Arbeitskämpfen. So berichtet die bürgerliche „Kismartoner Zeitung”, die von sozialdemokratischen Forderungen wenig hielt, am 28. Oktober 1906 von einem Streik in der Siegendorfer Zuckerfabrik:
„Wenn Alles streikt”, so sagten die Arbeiter der Czinfalvaer Zuckerfabrik, „so können auch wir die Arbeit einstellen, vielleicht lässt sich etwas herausschlagen!” Gesagt, getan! Und 150 Arbeiter der genannten Fabrik traten am 17. d. M. in den Ausstand. Sie stellten exorbitante Lohnforderungen, einzelne Arbeiter verlangten 5 Kronen per Tag! Auf diese horrenden Ansprüche konnte die Fabriksleitung, die bisher 600 Arbeiter beschäftigte, nicht eingehen und sie erklärte, dass sie gewillt sei, im Falle als der Ausstand um sich greifen sollte, den Betrieb der Fabrik einzustellen. Das Aufarbeiten des Rohmaterials wurde sofort eingestellt und die Rüben wurden in die Acser Fabrik transportiert.”
(Geschichte & Kultur „750 Jahre Siegendorf“ Chronik – Band 1, Siegendorf 2006. S.36)
Unter dem Motto der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung von 1863 „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“, begann vermutlich ein Streik in der Siegendorfer Zuckerfabrik.
In dem Beitrag „Streik in der Zuckerfabrik Siegendorf“ im Burgenland History Blog, verfasst von Dr. Herbert Brettl am 26. November 2016, handelt es von einem Streik der Arbeiter in der Siegendorfer Zuckerfabrik am 28. Oktober 1906. Laut Bericht der bürgerlichen „Kismartoner Zeitung“, streikten 150 von insgesamt 600 Arbeitern für höhere Löhne. Die Firmenleitung ihrerseits, drohte mit der Einstellung des Betriebes und stellte kurz darauf die Aufarbeiten des Rohmaterials ein.
Der Streik begann unter dem Motto „Wenn Alles streikt, so können auch wir die Arbeit einstellen!“ Das Jahr 1906 war eine Zeit des Umbruchs, indem sich die Ideen der Sozialdemokraten überall in der Monarchie, so auch in Westungarn verbreiteten. Das zeigt sich daran, dass zum Beispiel in Wien am 28. November 1905 ein ganztägiger Generalstreik ausgerufen wurde, bei dem 250.000 Arbeiter über die Ringstraße zogen, um für ihre Forderungen, zum Beispiel ein neues Wahlrecht zu kämpfen. Auch der Kaiser von Österreich befürwortete die Einführung eines neuen allgemeinen Wahlrechts, das dann am 1. Dezember 1906 beschlossen wurde. Vor diesem politischen Hintergrund kam auch der Ausstand der Siegendorfer Zuckerfabrik zu Stande.
Für die Fabrikleitung waren die Forderungen einerseits zu hoch, anderseits war eine Lohnerhöhung für die Arbeiter durchaus berechtigt. Dadurch waren die Gegensätze nicht zu vereinbaren, aus heutiger Sicht würde man eine andere Vorgehensweise wählen und verhandeln, um eine gemeinsame Lösung zu finden.
Der Grund für das Scheitern ist wahrscheinlich der, dass die Forderungen mit 5 Kronen per Tag zu hoch waren. Im Vergleich dazu, kostete laut „Arbeiter Zeitung“ vom Oktober 1906 damals eine Winterjacke 3,50 Kronen oder ein Anzug bis zu 30 Kronen. Der genaue Ausgang des Arbeitskonfliktes zwischen Unternehmen und Belegschaft ist dem Artikel der „Kismartoner Zeitung“ nicht zu entnehmen und deshalb schwieriger zu bewerten.
Meiner Meinung nach, ist der Arbeitskonflikt gescheitert, weil es zu der Zeit noch keine allgemeine Erfahrung mit Streiks gab. Man muss auch berücksichtigen, dass der politische und soziale Hintergrund für die Arbeiter eine große Herausforderung für einen Streik war. Im Unterschied zu 1906, sind heute Arbeitnehmer und Arbeitgeber besser organisiert und kommen daher meistens zu besseren Ergebnissen.
Ich bin in Siegendorf aufgewachsen, und bin seit der legendären Fernsehserie “Österreich II” an Geschichte interessiert. Schon deswegen da ja die ersten Bilder der Dokumentation aus Siegendorf stammen.
Mein Vater war bis zu letzt in der Fabrik beschäftigt. (bis 3 Jahre nach Schließung) – Nun bin ich hier auf diesen Artikel gestossen aus den Tagen von Jenö Takacs. (in welchen er sicher nicht inSiegendorf weilte)
An dem Artikel interessant habe ich die Bildaufnahme gefunden.
Das Foto zeigt Arbeiter beim Streik? Ich war beim Betrachten etwas verwundert, Fabriksarbeiter mit Stiefel? und traditionellen “Fita?” (Arbeitsschürtze) – das mutet seltsam an, dachte ich bei mir.
Die Bildunterschrift brachte Aufklärung.
Handelt es sich doch um landwirtschaftliche Arbeiter des Albrechtshofes, welche wahrscheinlich seinerzeit Zuckerrüben anbauten, und die Ernte in Siegendorf ablieferten!) – womit sich der Kreis wieder schließt.
Jedenfalls hat sich seit diesen Tagen einiges in unsesrem Land getan und verändert.