Nach 1950 verloren durch die Technisierung der Landwirtschaft immer mehr Burgenländerinnen und Burgenländer ihren Arbeitsplatz. Viele von ihnen wurden zu Pendlern. Das Hauptziel der burgenländischen Wirtschaftspolitik war deshalb die Ansiedlung von möglichst vielen Industriebetrieben. Insbesondere die Textilindustrie nahm diese Angebote an, da das Burgenland ein großes Potential an billigen und motivierten Arbeitnehmerinnen hatte.

Näherinnen

Näherinnen 1975. (Quelle: Burgenländisches

Die Firma Gloriette aus Wien richtete 1962 an alle burgenländischen Gemeinden folgende Anfrage:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Wir gestatten uns, mit folgender Anfrage an Sie heranzutreten:
Wir beabsichtigen, sobald wie möglich in einer oder zwei Gemeinden im Burgenland einen Zweigbetrieb (Hemdennäherei) zu eröffnen, wobei wir bereits vorhandene Räumlichkeiten (es würde ein grösseres Gasthauszimmer oder ein Turnzimmer etc. genügen) pachten und mit unseren Maschinen ausstatten möchten. Auf diese Weise könnten für 20 – 50 Arbeitnehmer eine Dauerbeschäftigung entstehen, was sich auch auf die Gemeindefinanzen günstig auswirken würde.
Als Arbeitnehmer kommen in erster Linie Frauen mit Nähkenntnissen in Frage. Der kollektivvertragliche Grundlohn liegt bei S 7.- pro Stunde, gute Näherinnen verdienen bei uns jedoch weit mehr.Sehr geehrter Herr Bürgermeister, bitte teilen Sie uns mit, ob diese Voraussetzungen im Bereich Ihrer Gemeinde anzutreffen sind. Einzelheiten würden sodann einem persönlichen Gespräch vorbehalten bleiben.
Mit Hochachtung
Gloriette-Wäschefabrik, Wien am 8.5.1962“ (Gemeindearchiv Halbturn, Korr. 1962)

Die Firma Gloriette entschied sich schließlich für den Standort Stegersbach, wo bereits 1963 in einer neuen Fabrikhalle mit der Produktion von Hemden und Blusen begonnen wurde.