In der NS-Propaganda wurde die Arbeit idealisiert und die Bedeutung der Arbeiter in einer harmonischen Volksgemeinschaft hervorgehoben. Die Wirklichkeit sah aber anders aus. Die Arbeiter hatten weder Gewerkschaft noch Betriebsrat. Im Deutschen Reich herrschte Arbeitszwang. Menschen, die keiner Beschäftigung nachgingen oder nicht dort arbeiten wollten, wohin sie das Arbeitsamt schickte, bzw. ihren Arbeitsplatz unerlaubt wechselten, wurden als „Asoziale“ bezeichnet und in Lager eingewiesen.
Eine derartige Forderung gegenüber dem Landrat erhoben auch die Gemeindeverantwortlichen in Zurndorf am 22. Juni 1939, die einer Gruppe von jungen Männern Arbeitsverweigerung vorwarfen:
„Herr X., Landwirt in Zurndorf Nr. 38 teilt uns heute mit, dass die nachstehenden Zurndorfer Arbeiter, welche bei oben angeführten Landwirte eine gewisse Fläche Rüben zur vollständigen Bearbeitung an Hand eines Vertrages übernommen haben mit heutigem Tage Ihren Arbeitsplatz gekündigt und auch sofort verlassen haben, wo doch die übernommenen Arbeiten erst zum Teil fertiggestellt sind. Übrigens gibt Herr X. auch bekannt, dass diese Arbeiter sehr faul, nachlässig und schlampig ihrer Arbeit nachgekommen sind und überhaupt nur arbeiteten, wenn es sie beliebte, obwohl das Unkraut sehr stark überhandgenommen und das Wachstum der Pflanze hiedurch schwer geschädigt wurde.
Die Gemeinde hat daher beschlossen, diesem Treiben dieser Kerle endlich ein Ende zu setzen. Es wird daher der Landrat dringend ersucht, auf Antrag der Gemeinde, die unterstehend angeführten Arbeiter, welche den Arbeitsplatz ohne irgend einen Grund, sondern gerade nur, weil am kommenden Sonntag in Zurndorf das Kirchweihfest abgehalten wird verlassen haben, was natürlich für die Volksernährung einen großen Schaden bedeuten würde, noch vor dem Kirchweihfest, also das wäre dann schon am Samstag den 24. d. M. aus dem Orte zu entfernen und unbedingt nach Dachau einzuliefern. Denn nur so können wir diesem Übel, nämlich das Verlassen des Arbeitsplatzes, welches auch bei den anderen Landwirten öfter vorkommt und schon vorgekommen ist abhelfen.
Die Gemeinde Zurndorf besteht darauf, dass diese Kerle nach Dachau eingeliefert werden und zwar noch vor dem Kirchweihfest, um unter den Arbeitern endlich einmal Disziplin und Arbeitsfreude auf dem bisherigen Arbeitsplatz einkehren zu lassen. Der sofortigen Durchführung unserer dringenden wie auch sehr notwendigen Bitte entgegensehend, zeichnet im Voraus bestens dankend, mit Heil Hitler! Der Bürgermeister.“
(BLA. BH ND. IX, X 87/4 1940)
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