Die Normalisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich auch dahin, dass das Vereinswesen sich wieder entwickelte. Auch die Fußballvereine konnten, nach der Rückkehr einiger Fußballer aus der Kriegsgefangenschaft und durch die Neuaufnahme jüngerer Spieler, ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen. Bereits im Jahre 1945/46 konnte der Meisterschaftsbetrieb aufgenommen werden. Der Fußballverein Halbturn bestritt im Juli 1946 ein Freundschaftsspiel gegen Tadten, das mit 8:4 (3:3) gewonnen wurde. Der Spielbericht in der Zeitung lautete folgendermaßen:
„Trotz dem Unfall der Halbturner Fußballer in St. Andrä und des weiten Fußweges nach Tadten siegten die Halbturner sicher. Der Sieg wäre wahrscheinlich höher ausgefallen, doch die bei dem Unfall erlittenen Verletzungen ließen die Halbturner nicht richtig in Fahrt kommen.”
(Freies Burgenland vom 26.7.1946)
Man stelle sich vor heutzutage erleide eine Hobbyfußballmannschaft auf dem Weg zu einem Freundschaftsspiel auf halber Strecke einen Autounfall. Trotzdem trete sie samt den verletzten Spielern zu dem Fußballmatch an, nachdem sie die restliche Strecke zum gegnerischen Sportplatz zu Fuß bewältigen musste.
Eine heute unvorstellbare Situation, während sie damals scheinbar als selbstverständlich hingenommen wurde. Der Spielbericht aus der Zeitung „Freies Burgenland“ vom 26.07.1949 hebt kaum hervor welchen Einsatz die Spieler von Halbturn für ihr Hobby Fußball an den Tag legen. Das beschriebene Fußballspiel zeigt den enormen Stellenwert den Fußball zu dieser von Armut geprägten Zeit genießt. Er scheint für die Menschen eine Chance zu sein, um aus dem unangenehmen Alltag zu entfliehen.
Das beiliegende Bild, das Spieler und Fans des Neusiedler Fußballvereins zeigt, wie sie mit einem LKW zu einem Auswärtsmatch gebracht werden, verdeutlicht nochmals das riesige Interesse am Fußball in der damaligen Zeit.
Leider hat der Fußball in Österreich eine traurige Entwicklung genommen. Vom einstigen Zuschaueransturm auf Matches nahezu aller Spielklassen und dem Überangebot an motivierten und vor allem kostenlosen Spielern ist heute nur mehr wenig zu spüren.
Das ist zu einem Großteil dem geschuldet, dass unsere Jugend aus einer Vielzahl an Freizeitangeboten nur noch selten Fußball wählt. Dadurch, dass somit weniger Spieler auf dem Markt sind können diese mehr Gehalt verlangen und zusätzlich müssen teure Spieler aus dem Ausland verpflichtet werden um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können. Weil nun weniger „Eigene“ und mehr auswärtige Spieler auflaufen sinkt das Interesse in der ortsansässigen Bevölkerung und mit ihm die Einnahmen in der Sportplatzkantine.
Dieses System zieht sich bis in die niedrigsten Spielklassen Österreichs und lässt unsere Dorfvereine aussterben.