Eines der größten Probleme der burgenländischen Landwirtschaft bestand in der Besitzverteilung. 30 581 (70,4 %) Kleinbauern besaßen nur 24,3 % der Kulturfläche des Landes und ihre Betriebe waren durchschnittlich nicht größer als 10 Joch (5,7 ha). Währenddessen besaßen 15 adelige und kirchliche Großgrundbesitzer ein Viertel des Landes. Die Bodenreformdebatte führte in den 1920er Jahren zwischen den Parteien zu großen politischen Auseinandersetzungen.
Auch die im Burgenland sehr kleine, doch sehr aktive Kommunistische Partei nahm sich dieses Themas an, besonders in Gemeinden wie Wallern, wo der Besitzunterschied sehr eklatant war und eine tatkräftige kommunistische Ortspartei bestand. Vor der Gemeinderatswahl 1931 veröffentlichte sie ein Flugblatt, in dem auf die Besitzdebatte eingegangen und zudem auf das Musterland Sowjetunion hingewiesen wird:
„Gemeindewirtschaft in Wallern
Die Mehrheit der Bevölkerung in Wallern setzt sich aus werktätigen Bauern und Landarbeitern zusammen. Eine Arbeitslosenunterstützung existiert nicht und infolge Mangel an Grund gibt es nicht genug an Existenzmöglichkeit. – Dagegen besitzt der „Fürst“ Esterhazy in dieser Gemeinde ungefähr 2000 Joch Grund.
Für den größten Teil der Bevölkerung dauert die Beschäftigungszeit nur 4 Monate im Jahre. Schon daraus geht es klar hervor, dass besonders zur Winterszeit in dieser Gemeinde grosse [sic!] Not herrscht. Was hat aber die Gemeinde getan, um diese Not abzuhelfen? Nichts! […]
Am Sonntag, den 3. Mai, müssen die Arbeiter und werktätigen Bauern auf diese Wirtschaft die richtige Antwort geben: Keine Stimme den Christlichsozialen und Sozialdemokraten!
Wählt Kommunistisch![…] Sowjetrussland hat uns das Beispiel gegeben! Dort arbeiten die Arbeiter und Bauern gemeinsam am grossen [sic!] Werk: am Aufbau des Sozialismus. Gerade deswegen aber sind die Imperialisten emsig am Werke, um das Aufbauwerk zu durchkreuzen und einen neuen Interventionskrieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten. Die sozialdemokratischen Führer helfen ihnen dabei – wie der Prozess gegen die Menschiwiki in Moskau bewies.
Umso fester müssen wir daher die werktätigen Massen um die Sowjetunion zusammenschliessen [sic!], die uns den Ausweg aus Elend, Not, Faschismus und Kriegsgefahr weist. Entscheidet Euch für die Verteidigung der Sowjetunion, indem ihr Eure Stimme der Kommunistischen Partei gibt.“ (Flugblatt im Besitz des Autors)
Bei der Gemeinderatswahl 1931 erhielt die Kommunistische Partei in Wallern 60 Stimmen (10,3%) und damit ein Gemeinderatsmandat.
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